Reisezeit: 09.12. - 14.12.2019
Die Grenze nach Bolivien habe ich zu Fuß überquert. Ich muss sagen, dass ich etwas nervös war. Die politischen Unruhen hatten sich zwar gelegt, aber trotz allem schwebt, dass natürlich etwas mit. Im Enddefekt habe ich noch nie so schnell eine Grenze überquert. Es lief alles ohne Probleme und ohne anstehen. Die Grenze habe ich von den beiden Grenzdörfern La Quiaca (Argentinien) und Villazon (Bolivien) überquert. Bis nach La Quiaca kannst du mit dem Bus fahren vom Busbahnhof bis zur Grenze sind es noch 10 Minuten zu Fuß.
Wie läuft das?
Als erstes musst du auf der argentinischen Seite "auschecken", dabei bekommst du eine Art Kassenbon, den du unbedingt aufheben musst, da du ihn später wieder bei der Ausreise aus Bolivien brauchst. Das wars auch schon! Danach überquerst du einfach die Grenze nach Bolivien.
Es gibt ein Abkommen zwischen den beiden Ländern, daher ist keine weitere Passkontrolle notwendig. Und schon bist du in Bolivien. Den Stempel von Bolivien bekommt man später bei der Ausreise.
Von Villazon bin ich mit einem Collectivo nach Tupiza gefahren. Das sind kleine Vans, die mit Passagieren gefüllt werden und wenn der Van voll ist, dann wird los gefahren. Für 80km habe ich daher "Ganze" 2€ bezahlt :).
Bis dato hatte ich übrigens keinen weiteren Touristen gesehen. Das führte sich mehr oder weniger in Tupiza fort und ist eher unüblich in der Gegend. Die Locals gehen ganz normal ihrer Arbeit nach und begrüßten mich alle sehr freundlich und hilfsbereit. Generell hatte ich das Gefühl, dass die Menschen wesentlich offener und warmherziger sind, wie in Argentinien oder Chile. Die brauchen einfach etwas länger bis sie einen mögen (oder auch nicht). In Tupiza hatte ich zwei Nächte, wo es einfach nur darum ging die Tour zu organisieren. Ich habe mir dort nichts weiter angeschaut.
Wie finde ich ein Tourenanbieter?
In Argentinien hatte ich noch drei Reisende kennengelernt, die den gleichen Plan hatten und wir haben uns daher zusammen getan. Somit waren wir schon mal zu viert, was die Sache etwas vereinfachte, da man für eine Tour mindestens vier Leute braucht. Aber es ist absolut kein Problem, wenn du alleine bist, dann wirst du einfach einer Tour zugeordnet und schnell kennenlernen tut man sich ja sowieso. Wir haben zwei, drei Veranstalter verglichen in Tupiza. Was auf jeden Fall Sinn macht. Anders wie in Argentinien oder Chile, darf in Bolivien verhandelt werden.
BUCH AUF KEINEN FALL IM INTERNET, sondern vor Ort. Die Preise unterscheiden sich erheblich. Durch die Krise in Bolivien, waren die Preise sehr niedrig und es war fast etwas unangenehm zu Verhandeln. Es sind kaum Touristen im Land gewesen, aber die Guides wollen natürlich arbeiten. Wir haben uns im Enddefekt für Natural Adventures entschieden. Es war super günstig (135€), die Leute im Shop waren sympathisch und unseren Fahrer haben wir auch gleich kennengelernt. Die Agentur kann ich dir übrigens wärmstens Empfehlen. Hat alles super geklappt, ganz leckeres Essen und mit den Unterkünften war auch alles gut.
Nachdem wir alles organisiert hatten wurden wir am nächsten Morgen um 7 Uhr abgeholt. Ich würde dir noch empfehlen Toilettenpapier und ein paar extra Flaschen an Wasser mitzunehmen. Da Locals kaum Wasser trinken, können sie eher schlecht abschätzen, wieviel Wasser man benötigt und es ist oftmals zu wenig Wasser dabei. Du kannst das Wasser aber auch problemlos Unterwegs kaufen. In dem Preis sind alle Mahlzeiten und Trinken inkludiert, du brauchst daher nichts weiter. Du solltest aber auf jeden Fall Bargeld mitnehmen, da du unterwegs die Eintritte in die Parks oder die Thermalquelle Cash bezahlen musst. Ich hatte noch etwas 100€ an Bargeld mit, was vollkommen gereicht hat.
Wir waren etwa eine Stunde unterwegs, als wir unsren ersten Stop einlegten auf fast 4.000m und Frühstück serviert bekamen. Mit dabei unsre Köchin Cecilia. Es gab Kaffee oder Tee und kleine Fladen mit Marmelade.
Hier wurde auch schon das erste Mal am Auto rum repariert, was in den nächsten Tagen noch Öfters vorkam, aber ganz normal ist. Die Autos sind meist Eigentum der Fahrer/Guides und die Wissen was sie da tun. Auch wenn wir anfangs etwas skeptisch waren und dachten wir müssten gleich wieder zurück fahren - alles gut.
Ich würde dir übrigens empfehlen, darauf zu achten, dass du vielleicht nur in einer 4er Gruppe bist. Im Auto selbst ist nicht besonders viel Platz und die meisten Jeeps haben auch keine Klimaanlage. Eigentlich habe alle Tourenanbieter die selben Jeep Modelle, daher denke ich nicht, dass es woanders anders ist. Man fährt ausschließlich auf Schotter Piste und zu fünft hinten drinnen, könnte das alles etwas ungemütlich werden und man sitzt sehr viel im Auto.
Die ersten Stunden fuhren wir eigentlich immer nur Hoch und es gab immer wieder atemberaubende Aussichten. Auch meine ersten Lamas habe ich zu Gesicht bekommen. Zum Mittagessen haben wir in einem kleinen Bergdorf gehalten, wo Cecilia unser Essen zubereitet hat. Danach ging es weiter. Unser erstes Highlight an Tag 1 war die Geisterstadt San Antonio de Lipez auf über 4.000m. Dort war mal eine Miene und in der kleinen Stadt haben einmal 4.000 Menschen gelebt. Nachdem die Miene geschlossen wurde, verließen auch die Menschen die Stadt.
Danach ging es zu unsrer ersten Unterkunft. Kurz vor dem Ziel haben wir noch an einem Aussichtspunkt gehalten, wo man auf einen riesigen Vulkankrater/see blickte und das erste Mal den 5.000m ganz nahe war. Unsre erste Nacht verbrachten wir am Fuße eines Vulkans in dem kleinen Dorf Quetena Chico.
Die Höhe
Du befindest dich während der gesamten Tour dauerhaft auf über 4.000m! Erst in der Salzwüste gehts wieder etwas runter. Die Akklimatisierung ist daher wirklich super wichtig. Stell sicher, dass bevor du die Tour antrittst, mindestens 2-3 Tage auf 3.000m bist (oder höher). Trotz allem wirst du den ersten Tag spüren, da man sich doch recht schnell nach oben bewegt. Du solltest dich auf ein paar Kopfschmerzen und Müdigkeit einstellen. Was hilft: Trinke mind. 2 Liter am Tag (eher mehr)!!
Tag 2 startete schon sehr früh, da wir heute einiges an Kilometer zurücklegen mussten. Im Nachhinein war Tag 2 vielleicht einer der Spektakulärsten. Das was ich an diesem Tag zu sehen bekommen habe, habe ich noch nirgendwo anders gesehen. Zwischenzeitlich war man sich nicht sicher, ob man noch auf dieser Erde ist oder auf irgendeinem anderen Planeten. Als erstes ging es zu einer Lagune, wo ich das erste Mal Flamingos zu sehen bekam. Mittlerweile hätte ich gerne selbst einen :-).
Es ging weiter zu diversen anderen Lagunen. Links und rechts Vulkane, zwischenzeitlich einfach nur Wüste. Es war wirklich unbeschreiblich schön. Mit eine der beeindruckendsten Lagunen war sicherlich Laguna Verde, die allerdings seit ein paar Jahren gar nicht mehr Grün ist, da sich die Farbe aufgrund von Vulkanaktivität geändert hat. Im Hintergrund der Lagune befindet sich der Vulkan Licancabur, der sich allerdings schon auf chilenischer Seite befindet.
Zum Mittagessen waren wir an der Lagune Chalviri, wo du auch natürlich heiße Quellen findest und darin Baden kannst. An diesem Tag war es wirklich super heiß, daher habe ich das Bad ausgelassen, sonst wäre ich wahrscheinlich geschmolzen... Nichts desto trotz bietet aber auch diese Lagune einen tollen Ausblick.
Das eigentliche Highlight folgte am Nachmittag: als erstes ging es zu dem auf 5.000m Geothermalgebiet Sol de Manana. Hier kann man einen aktiven Geysir und mehrere kochende Schlammlöcher und Fumarolen bestaunen. Es stinkt allerdings auch extrem nach faulen Eiern aber super beeindruckend!
Danach ging es weiter zur Laguna Colorada. Mit einer der schönsten Landschaften, die ich wohl je gesehen habe. Die Lagune hat eine rötliche/pinke Farbe, ist umschlossen von Vulkanen und beherbergt tausende Flamingos. Es war einfach nur wundervoll! Wir haben einen kleinen Spaziergang um die Lagune gemacht und konnten die Flamingos gut beobachten und die Szenerie hat ihr übriges getan. Dieser unglaubliche Tag endete in dem Bergdorf Villa Mar.
Tag 3 war landschaftlich total anders, im Vergleich zu den ersten zwei Tagen. Es wurde wieder grüner und man befand sich in einem Meer von erkalteter Lava, die vor tausenden Jahren dieses Gebiet formte. Wir sind wirklich Stunden an krassen Stein Formationen vorbei gefahren. Das muss ein riesiger Vulkanausbruch gewesen sein. Trotz der unglaublich vielen Vulkane, hat Bolivien übrigens keinen aktiven Vulkan (Stand 2020). Das Valle de Rocas ist mittlerweile eine großer Spielplatz für groß und klein. Man kann an den Felsen hochklettern, auf ihnen herumlaufen oder sie einfach nur bestaunen.
Anschließend machten wir noch einen Stop an der Laguna Negra, auch eine Entstehung des Vulkanismus. Diese Lagune ist wirklich schwarz und hat ein sehr empfindlichen Mikro Organismus. Auch hier kann man wieder auf die Felsen rundherum klettern und die Aussicht und Ruhe genießen.
Unsere Mittagspause machten wir an einem fast unwirklichen Platz. Wir saßen am Ufer eines kleinen Tümpels. Cecilia bereitete am Auto das Essen vor und hinter uns grasten Lamas. Das war ein Moment, wo ich mir nicht sicher war, ob ich das wirklich gerade alles Erlebe.
Danach ging es eigentlich auf direktem Wege in Richtung Salzwüste. Dort haben wir am Rande der Salzpfanne in einem Salzhostel übernachtet. Betten, Boden, Tische, Stühle alles ist aus Salz (Blöcken). Echt super cool.
An Tag 4 klingelte um 4 Uhr der Wecker und es ging auf in die Salzwüste zum Sonnenaufgang. Wir hatten abends noch ein Gewitter und hatten etwas Bammel das alles bewölkt sein wird, aber der Wettergott ließ uns nicht im Stich und so hatten wir auch an Tag 4 Sonnenschein und blauen Himmel.
Salar de Uyuni - Fakten
Salar de Uyuni ist mit 10.000 Quadratkilometern die größte Salzpfanne der Welt und liegt auf 3.653m. Die Salzkruste bildete sich vor über 10.000 Jahren als ein Ocean austrocknete. Die Kruste hat teilweise eine Dicke von bis zu 30m daher ist das befahren absolut gefahrlos. Auch Busse und LKWs können die Salzpfanne befahren. In der Regenzeit von Anfang Dezember (wir hatten kein Regen) bis Ende Juni ist die Salzkruste meist mit mehreren Dezimetern Wasser bedeckt und es entsteht ein überdimensionaler Wasserspiegel.
Die Salzmenge wird auf 10 Milliarden Tonnen geschätzt, wovon jährlich 25.000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert werden. Zudem beherbergt das Salz das weltweit größte Lithium vorkommen und hat somit viele Länder und ihre Firmen angezogen. Bleibt zu hoffen, dass man die Salzwüste auch noch in ein paar Jahren so zu sehen bekommt!!
Noch eine ganz Interessante Sache, die uns unser Guide erzählte: Durch eben genau dieses Lithium wird man gepusht. Es gibt einem eine Art Adrenalin-Kick, wenn man in der Wüste unterwegs ist. Im gleichen Moment entzieht es einem aber auch die Energie, was man erst viel später bemerkt und nach ca. 2-3 Stunden völlig erledigt ist. Das kann ich nach meinem Besuch so bestätigen. Man ist natürlich super beeindruckt und springt darum vor lauter Begeisterung aber so nach 2 Stunden ist echt die Luft raus und man ist einfach nur noch Müde.
Zum Sonnenaufgang ging es zur Isla Incahuasi, was die Überreste des Kraters vom Vulkan Tunupa sind. Dort hat sich ein Meer an Kakteen angesammelt, die ein unglaubliches Panorama auf die Salzwüste bieten. Das war wirklich mit einer der schönsten Sonnenaufgänge die ich je gesehen habe! Man kann es gar nicht richtig beschreiben. Ich hatte jedenfalls Gänsehaut! Nachdem die Sonne aufgegangen war, hatten wir am Auto unser Frühstück bevor es mitten in die Salzwüste ging.
Jetzt hieß es eigentlich nur noch "Picture-Time". Wir haben ziemlich in der Mitte gehalten und konnten uns dort austoben mit allen möglichen Positionen. Es ist tatsächlich gar nicht mal so einfach diese berühmten Bilder zu machen. Unser Guide hatte da zum Glück reichlich Erfahrung und hat uns geholfen, aus den verschiedensten Positionen Bilder zu machen. Danach ging es noch zu Isla de Banderas, wo sich noch ein Salzhotel befindet und dann wieder raus nach Uyuni. Hier haben wir noch an einigen Souvenir Shops gehalten. Zum Abschluss noch einmal Mittagessen bevor unsere Tour endete. Manche sind noch für eine Nacht in Uyuni geblieben. Ich habe direkt den Bus nach Chile genommen. In Uyuni selber kannst du nicht viel machen und besonders schön ist es dort auch nicht.
Fazit
Wenn du die Möglichkeit hast, mach diese Tour! Man sieht unfassbare Landschaften, die man so nirgendwo anders auf der Welt findet. In diesen vier Tagen sieht man wirklich super viel und jeder Cent ist es Wert. Man sollte das Auto fahren möden, denn man sitzt relativ viel im Auto. Insgesamt fährst du in den vier Tagen über 800km und das alles auf unbefestigter Fahrbahn. Ich würde dir zudem raten diese Tour von Tupiza aus zu Organisieren und auch zu Starten. Es ist nicht nur billiger ihr seht auch viel mehr, wie wenn ihr von San Pedro de Atacama (Chile) oder von Uyuni aus startet. Touren von San Pedro können in der Hauptsaison schon mal das doppelte Kosten.
Ich hätte meine Reise gerne weiter fortgesetzt in Bolivien, aber aufgrund der politischen Unruhen habe ich mich entschieden, das Land nach der Tour wieder zu verlassen. Aber es bietet sich natürlich an, nach dieser Tour im Süden Boliviens, das Land weiter zu bereisen, wo es mit Sicherheit noch unglaublich viel zu sehen gibt.
Auch die Locals sind unglaublich nett und warmherzig, was einem echt ein gutes Gefühl gibt. Ich hoffe das Land findet zu alter Stabilität zurück und wird noch viele so begeistern, wie es mich begeistert hat!
Genaue Auflistung meiner Kosten in Bolivien findest du hier.
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Heike (Sonntag, 13 Dezember 2020 09:59)
Hi,
Dein Blog und dein Beitrag über Bolivien gefällt mir total gut:) liest sich klasse. Ich hätte noch 2 Fragen:
Wie war der Aufenthalt in dem Salz hostel? Ich habe öfter schon gehört , dass es so schlimm sei... eiskalt und das die Leute nachts kaum atmen konnten wegen der Höhe?
Kannst du deinen Touren anbieter benennen? :)
Ich hoffe man kann bald wieder fernreisen machen...dann steht Ecuador und Bolivien auf der Liste :)
LG heike
Vanessa (Sonntag, 13 Dezember 2020)
Hallo Heike,
danke dir, das freut mich sehr!! :)
Ich hatte keinerlei Probleme in dem Salz Hostel. Aber ich denke, dass ist von Mensch zu Mensch verschieden, da reagiert jeder anders. Wir waren die Tage zu vor, auf bis zu 5.000m von daher ist man da eigentlich ganz gut akklimatisiert. Es ist sicherlich gut, bevor man die Tour startet, sich vorher schon 5-7 Tage auf mind. über 2.500m zu befinden. Aber wie gesagt, das ist bei jedem anders. Wir hatten drei Decken, kalt wars nicht :-)
Oben im zweiten Abschnitt habe ich unseren Tourenanbieter verlinkt (Natural Adventures) kann ich sehr empfehlen.
Ohjaaaa das hoffe ich auch sooo sehr! Ich drück die Daumen, hört sich super an ;)
Viele liebe Grüße
Vanessa